Montag, 19. Oktober 2009
Sonnenstrahlen aus dem hintern der Frau vor mir..
heute scheint ein guter tag zu sein, zu werden oder längst schon vorbei, weil die augen zu früh geöffnet wurden. heute auch ein guter tag vielleicht, weil ich mich zur energie, zur stadterkundung part. 100 zwinge und ich nach dem zwangsgefühlten treffen mit kinga, der sprachtandenpartnerin, eine kirche, ein museum, ein irgendetwas mir anzusehen. und so sehr diese aufgabe, dieses ich nehme mir heute kultur vor, auch manisch panisch forciert und künstlich klingt und sicherlich auch ist, man fühlt sich gut danach. nach getaner arbeit. so ähnlich fühlt man sich und das gefühl sollte in konservendosen verkauft werden. ich bräuchte fünf am tag um wie der berühmte stein einzuschlafen. mal sehen wie heute der schlaf kommen wird. ahoi.

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Sonntag, 18. Oktober 2009
von tropfen an wänden und flinken händen..
ich habe mich unglaublich gefreut, als ich in budapest den ersten regen erleben durfte.
schwere wolken, hohe türme, graue winde und lufthosen ohne naht die platzen zu drohen und spritzen und knistern und doch stille - atemberaubende geistige stille. klatsch patsch matsch - der erste tropfen lebenswasser auf der haut. die augen gen himmel, die stimme gen bauch. leben. der tropfen auf der zunge verspricht mehr zu sein als dreckiges speckiges regenwasser, verseucht verkeucht und abgestanden in den tonnen gottes gebunkert zerflunkert hinter türen der geheimnisse. der tropfen rollt und der tropfen ist alles was ich fühle. ich und der tropfen, ich und der stopfen in meinen kopf, ausfluss - zisch - und gedankenfließerei vorbei, brei, sei...
wenn regen fließt, fließe auch ich. wenn regen stockt, stock ich auch. wenn regen rennt, renn ich hinterher. verdammt zu sein der ewiger hinterherrenner. hinter gedanken, hinter schranken wartend, hinter mir, hinter dir - immer diese verdammten sekunden zu spät und immer nichts gemerkt und immer verstopft. doch wenn es regnet, kann ich den stopfen ziehen und wasserklospülungsartig verabschiedet sich jeglicher unnütz aufgeräumter kopfscheiß im nirgendwo. rein und frei und rein und sauber und ich nicht als ordnungsfetischist bekannter mensch will aufräumen, und mich bäumen gegen chaos in regalen der dritten schublade von rechts.
regen ist die erhoffte und gefürchtete aktion verstaubter und vermauerter gedanken und gedankenbrüche - ich habe doch angst etwas zu verlieren. weiß der regen wenn er mitnimmt, fortnimmt, vergessen lassen wird? die gedanken sind kleine tiere. die gedanken kennen den regen und reißen mit kleinen armen an kleinen gehirnwindungsvorsprüngen und reißen kleine gehirnwindungsvorsprünge heraus - oh graus - es ist aus - mit dem gedankenzwerg. oh eine leichte metapher würde erklären, wichtige gedanken sind groß, schwer, kompakt und gefüllt. und gewollt nicht zu bewegen, erlegen und überhaupt tausend gramm schwer. wer soll da anpacken und hochwirbeln, umherstürzen und würzen die neue packung meiner zutaten namens lebensmischung mit anleitungshilfe. aber diese metapher wäre zu leicht. roulette ist das spiel und gedanken das geld und ich, ich nur ein einsatz unter vielen.

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von spatzen auf dächern..
.. die mir die welt erklären wollen.
die stadtkarte in der hand will ich alles erobern. keine kompromisse der freundlichkeit in dieser stadt. ich muss kämpfen. ein ritter der vernunft gegen eine großstadt des wahnsinns. mit der lanze, verborgen und geheim, schleiche ich um häuserecken, mich verdecken, mich erschrecken, wenn - der name der straße unerwartet anders klingt als ich in meinem kopf mir die lage der stadt ausgedacht hatte. die vermutung, dass straßen, kreuzungen ja sogar plätze des nachts heimlich lokalitäten tauschen, mauscheln und rückwärts die stadt verlassen, wird offensichtlich. nichts bleibt wie es ist - nur eines, meine verwirrung.
die ersten tage, wochen sind ein herumirren, schlender, tendern, wandern und kriechen in der neuen heimat. das wetter ist wunderbar warm und dank des schlechten orientierungssinn und der mangelnden gabe der erinnerung, entdecke ich jeden tag alles wieder neu. der supermarkt um die ecke, der scheinbar einfach immer immer auf hat, und scheinbar immer das im angebot was ich gerade brauche, fällt mir in der dritten woche vor die füße.

die impressionen über die stadt - die illusionen über leichtigkeit im gehen und schwerelosigkeit gekonnt im fliegen -
ich mag: warme metrostationen mit fast natürlichem wind, verrückte fahrradfahrer mit visionen, billige taxis, hinterhöfe mit blumen, hinterhöfe ohne im weg stehende blumen, ich mag musik in unterführungen, ich mag das treiben, das lieben, das sehen, das herz der stadt - ich mag mein zimmer.

ich mag nicht: den geruch, die weiten wege, den grauen himmel vor meinem fenster, wohnungen, die sich altbau nennen und eigentlich schrott heißen müssten, ich mag nicht den verkehr und doch wieder das verbotene und natürlich das wahnsinnig gefährliche überqueren der straße bei rot, ich mag nicht das nicht vorhandene rauchverbot und das fehlende sozialnetz.

ich habe in vorher zwei jahre in leipzig gewohnt. eine kleine stadt, eine studentenstadt im osten deutschlands. ich habe versucht ungarische studenten nach besetzten häusern, nach volksküchen und straßenkunst zu fragen - ich habe es versucht. ein versuch der immer wieder gegen wände fuhr. ich verstand die blicke genauso wenig wie sie meine fragen. die riesige stadt mit noch viel mehr menschen, menschenhaufen und menschenmenschen ist offensichtlich nicht leipzig. erkenntnis einer träumerin einfach dort weitermachen zu können wo man aufgehört hat. bitte einmal die verlegung leipzigs in andere länder. bitte einmal alles auf anfang und alles wie es der marionettenspielerin gefällt. es gibt alternative vereine, alternative klubs, alternative ausgeh- und ess- und stehmöglichkeiten, aber ich kann mich nicht gut fühlen, wenn ich inmitten eines dresscodes agiere, negiere, umfalle und knalle, auf den boden mit dem kopf. loch und hirnblutung.
es ist schwierig, es ist normal, es ist eine intelektuelle aufgabe und kreuzworträtsel für den kopf sich einen straßenzugsalltag aufzubauen. die frage, wo kaufe ich einen stinknormalen verdammten schreibblock brachte mich an den rand meines tellerwahnsinns. ich fuhr und kurvte, ich frug und grub löcher bis zum lächerlichen anderen ende der stadt um dann im größten aller einkaufszentren (mammutcentre) einen dummen kleinen block für nicht einmal einen euro zu kaufen. das strengt mich an. der ritter fällt abends tot ins bett. wiederbelebungsmaßnahmen über nacht nur minder erfolgreich. die schlafkrankheit scheint mich befallen.
schlafwandeln durch fremde straßen auf der suche nach gewohnten - wo kaufen, wo kopieren, wo die erste lieblingsbank mit buch ersteigern, wo gerne hingehen, wo essen, wo glücklich sein? jeder tag ein abenteuer. die lanze ist schon stumpf vom schlagen gegen windmühlen. ein moulin rouge entdeckt auf einem der wege ins unendliche gewühle der ameisenmenschen.

jetzt, nach ungefähr fünf wochen, glücklichen besuchen und einem rapiden temperatursturz - was kann ich da sagen - ich mag sie, die stadt. sie kommt näher zu mir. sie fängt an mit mir zu sprechen. sie nuschelt und redet wirr, sie krampft und kämpft, wankt und trägt doch stolz vor mir den smog, aber sie spricht, auch wenn ich kein einziges wort verstehe, werde ich nicken und "igen" flüstern.

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ankunft, rausschmiss, haare raufen..
angekommen und doch nur zu besuch.
mein auslandsaufenthalt in budapest/ ungarn beginnt mit einem flug der mäßig gut mich zum kotzen gebracht und halb verträumt wurde. die sicherheitsnachkontrolle fragte nach dem hammer in meinem backpack - woher soll man vorher wissen, was einem das herz erleichtert? der hammer war es dann eben nicht, aber die entscheidung gefällt allein zuhause zwischen müllbergen und deponien von ausrangierten, liebgewonnenen und doch verbrauchten dingen, musst schnell gefällt werden. hammer und nagel waren für mich die garantie jede auf mich zu kommende wand, schrecklicher oder nicht, mit vertrauten farben, formen, gestalten zu verhängen. man braucht es nicht.
ich bin in den ersten drei tagen drei mal umgezogen. die erste wohnung war dunkel, ohne dusche, ohne herd und einem mitbewohner, der anstatt verdammte höflichkeitskonversation zu betreiben ein foto von mir machte und es dank seiner sofortbildkamera ausdruckte, schwenkte und an den nicht angeschlossenen kühlschrank pinnte. ich mit einem roten punkt über meinem kopf. die nacht verbrachte ich mit gedanken an den roten punkt - abschuss, zielpeilung, fokus, dummheit, narrenfreiheit, scheißegal - umzug.
die zweite wohnung war nett. nett und scheiße und teuer und doch bin ich eine nacht geblieben. ich flüchtete vor dem foto mit dem roten punkt, traumbegleiter und traumdeuter. der rote punkt sucht nach mir. die dritte wohnung an einer haupt haupstraße gelegen und im berüchtigten achten bezirk der haupstadt ist dreckig, charmant, klein und bewohnt. ich nehme das pissgelbe zimmer mit ewig ersehnter weißer holztür und dielen. ich komme an, ich packe aus, ich ziehe ein und ich koche tee - ich entdecke kakerlaken.

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